Heilige Plätze sind überall zu finden

Der Herbst ist meine liebste Jahreszeit. Die Sonne wärmt sanft, die Blätter leuchten in warmen Farben, und manchmal verschluckt ein mystischer Nebel die Welt. Es ist Pilzzeit.

Heute habe ich mich wieder aufgemacht – auf der Suche nach Herbsttrompeten, die ich seit meiner Kindheit nicht mehr gesehen habe. Die bekannten Orte blieben leer, also folgte ich einem neuen Pfad. Er führte mich in ein stilles Buchenwäldchen. Einige Bäume waren älter, viele noch jung.

Schon beim Eintreten spürte ich: Hier ist etwas Besonderes. Die Trompeten fand ich nicht – aber der Boden war übersät mit Pilzen, fast alle in Hexenringen. Ich war überwältigt. So etwas habe ich noch nie gesehen.

Der Ort war unberührt. Kein Müll, keine Spuren. Ich setzte mich auf den mit bunten Blättern bedeckten Boden und lauschte der Stille. Eine wohltuende Ruhe breitete sich aus. Es war, als würde die Natur selbst atmen.

Auf dem Rückweg entdeckte ich ein anderes Waldstück mit Feuerstelle und Bänken. Dort lag Müll im Gebüsch. Keine Pilze. Keine Ruhe. Ich werde zurückkehren – zum Aufräumen.

Ich schreibe das, weil ich glaube: Heilige Orte entstehen überall dort, wo wir achtsam sind. Wo wir die Natur respektieren. Wo wir nicht stören, sondern zuhören. Vielleicht beginnt Verbundenheit genau hier – beim Pilzesuchen, beim Hinschauen, beim Aufräumen.

Heilige Plätze sind überall zu finden
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